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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Deutsche Reich - S. 30

1905 - Berlin : Mittler
30 Er gleicht hinsichtlich seiner Entstehung, Bodenzusammensetzung, Erhebung und Abfälle fast ganz genau seinem Gegenüber, dem Schwarz - walde. Seine höchste Erhebung besitzt er im 1424 m hohen Sulzer Beiehen. 2. Nachdem man nach Norden zu ein leicht gesenktes Bergland, das sogenannte Wasgaubergland, überschritten, gelangt man zum nördlichsten Teile des Westrandes der Tief- ebene, nämlich zu der Hart und der Gruppe der Donners- berge. Die erstere besteht aus einem plateauartigen Buntsandsteingebiet, das durch eine tiefe Einsattlung von den Porphyrkegeln der Donners- berge getrennt ist. Ein Schienenweg, der Mannheim, Kaiserslautern und Metz verbindet, benutzt diese Senkung. Die Hart samt den Donnersbergen teilen die Pfalz in zwei wirt- schaftlich grundverschiedene Gebiete, nämlich Westrich und Vorderpfalz. Worin äufsert sich der liolie wirtschaftliche Wert der ober- rheinischen Tiefebene und ihrer Randgebirge? Vor allen Dingen im Bodenbau. Jede Gegend erhält durch ihre Bodenerzeugnisse ein charakteristisches Gepräge. Daher zerfällt die ganze Landschaft in mehrere landwirtschaftliche Bezirke. I. Bodenbau. 1. Ackerbaubezirke. Neben unsern wertvolleren Getreidearten werden vor allem Handelsgewächse angebaut. Im ganzen Elsaß sind 5 °/0 des Bodens dem Raps-, Rübsen- und Flachsbau gewidmet. Der Breisgau liefert Zichorie, das Hanauer Land Hanf, die Ebenen von Straßburg, Speier, Worms, Mainz und Darmstadt erzeugen hauptsächlich Zuckerrüben, Worms und Mainz auch noch Spargel in großer Fülle. 2. Weinbaubezirke. Der Weinbau wird besonders begünstigt durch den Kalk- gehalt der Lößschichten, der die Wärme der Sonnenstrahlen gierig aufsaugt und so zur schnelleren Erwärmung des Bodens erheblich beiträgt. Zwar wird er in allen Gegenden der Tiefebene betrieben (über 25 000 ha sind allein im Elsaß mit Wein bepflanzt), jedoch wird er am meisten in folgenden Bezirken gepflegt: A

2. Das Deutsche Reich - S. 58

1905 - Berlin : Mittler
— 58 — 2. Im Gartenbau. Derselbe stellt in fast allen Gegenden Thüringens auf hoher Stufe; aber den Mittelpunkt der Gärt- nerei bildet Erfurt (85 000). Es ist Deutschlands Gartenstadt, der Mittelpunkt des europäischen Blumen- und Gemüsebaues überhaupt. Nicht weniger als 150 ha (600 Morgen) Landes in und nm Erfurt sind ausschließlich der Blumenzucht gewidmet. Von den 20 großen Gärtnereien (es gibt außerdem noch etwa 50 kleinere) ist unstreitig die von ,T. C. Schmidt (Blumenschmidt) die bedeutendste. Die Herstellung gebleichter und gefärbter Blumen, Palmenwedel und Gräser (Makartartikel) nimmt in dieser Firma und in der nächstbedeutenden von Chrestensen einen breiten Baum ein. Ihr dienen gewaltige Fabrik- anlagen, große Färbereien und Dörranstalten. Neben der Fabrikation konservierter Blumen blüht vor allem die Kultur von lebenden Blumen und Pflanzen aller Art. Eine gesonderte Stellung in der großen Gartenstadt nimmt das Weltgeschäft von Benary ein. Aus den riesigen Gewächshäusern, von den Hunderten von Morgen, welche die Firma mit Blumen bebaut, kommt nämlich nicht eine Blume zum Verkauf; alle dienen der Samengewinnung. Die Erfurter Gärtnereien besitzen in fast allen europäischen Ländern, ferner in Algier, Nordamerika, in den Tropen und am Kap der guten Hoffnung Samenzüchtereien. 3. Im Obstbau. Auch er hat gleich dem Gemüsebau in vielen Gegenden größeren Umfang angenommen. Besondere Obstbaubezirke sind die Unstrutniederung von Mühlhausen bis Sömmerda und das Saaletal. 4. Im Weinbau. Derselbe wurde in früheren Zeiten weit umfangreicher betrieben. Gegenwärtig wird der Wein auf größeren Flächen nur noch bei Naumburg und Freiburg a. d. U. kultiviert, woselbst er hauptsächlich zu Schaumwein ver- arbeitet wird. 5. Der Tabakbau wird besonders im Werratal betrieben. 6. Viehzucht. Als ein Nebenzweig der Landwirtschaft wird in den herrlichen Wiesengründen der Täler und auf den Weiden der sanft abfallenden Berghänge die Rind Viehzucht stark betrieben. An manchen Stellen, besonders im Kreise Schmalkalden, trifft man auch große Ziegenherden an. Eine ganz besondere Fürsorge läßt man 7. den Waldungen angedeihen. Ja die Forstwirtschaft Thüringens ist für viele Gegenden Deutschlands vorbildlich geworden. Mehr als 60% des gebirgigen Teiles sind mit Wald, meist Laubhölzern, bestanden.

3. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 6

1908 - Berlin : Süsserott
Vorwort zur zweiten Auflage. Die Tatsache, daß die erste Auflage in kaum zweijähriger Frist vergriffen wurde, obwohl nur ein Teil der in Frage kommenden Schulen Zeit genug hat, den gebotenen Stoff zu bewältigen, veranlaßte uns, es bezüglich Umfang und Anordnung im wesentlichen beim alten zu lassen. Wohl kürzten wir hier und da, schieden manches aus und er- gänzten an anderer Stelle. Als Anhang gaben wir eine kurze Wort- und Sacherklärung weniger bekannter Handelswaren bei und hoffen, damit manchem Kollegen zu dienen. Das Zahlenmaterial schien uns doch etwas zu reichlich be- messen, so daß wir bei der Erneuerung desselben nicht unbedeutende Streichungen vorgenommen haben. Herzlichen Dank allen Herren Kollegen, die uns ihren freund- lichen Rat geliehen, insbesondere Herrn Professor Dr. Steffen, Bochum, der uns in liebenswürdigster Weise unterstützt hat. So übergeben wir auch die Ii. Auflage des Ii. Teiles unseres Werkchens der Öffentlichkeit mit dem Wunsche, daß auch sie eine freundliche Aufnahme finden möge. Frankfurt a. M., im August 1907. Die Verfasser. Vorwort zur dritten Auflage. In schneller Folge sehen wir uns veranlaßt, mit einer 3. Auf- lage an die Öffentlichkeit zu treten. Sie mußte bis auf einige un- wesentliche Verbesserungen und Ergänzung eines kleinen Teiles des Zahlenmaterials aus praktischen Gründen unverändert bleiben. Frankfurt a. M., Ende März 1908. Die Verfasser.

4. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 45

1908 - Berlin : Süsserott
— 45 Das britische Kolonialreich umfaßt: 1. In Asien. a) Britisch-Ostasien. Den ersten Rang unter den britischen Besitzungen nimmt das Kaiserreich Indien ein (4575400 qkm, 294 Mill. Einwohner). Es besteht aus Vorderindien und einem Teile Hinterindiens. Vom Rumpfe Asiens ist es durch das Hochgebirge des Himalaja, das höchste der Erde, vollständig abgetrennt. Die Fortsetzung desselben, der Hindukusch, bildet einen Teil der West- grenze. Südlich dieser Gebirgszüge erstreckt sich eine weite Tief- ebene, deren östlicher Teil, die Bengalische Tiefebene mit dem Stromgebiet des Ganges und Brahmaputra, äußerst fruchtbar ist, während Hindostán mit dem Indusgebiet Wüstencharakter hat und nur im Pandschab bessere Bodenverhältnisse aufweist. Das ganze südliche Dreieck wird von der Hochebene von Dekan eingenommen, deren Ost- und Westabhang, die Koromandel- und Malabarküste, fruchtbare Streifen Landes sind. Von den schon genannten Flüssen ist der Indus zu reißend, als daß er der Schiffahrt dienen könnte, da- gegen leisten Irawadi, Brahmaputra und Ganges dem Verkehr wichtige Dienste. Die zahlreichen Kanäle sind fast nur der Be- wässerung wegen angelegt. — Das Klima weist große Verschieden- heiten auf. Der Himalaja hat alpines Klima, seine Abhänge sind dem Europäer am zuträglichsten. Die Tiefebene ist tropisch heiß, das südliche Hochland gemäßigt. Niederschläge bringt der Südwest- monsun. (Siehe Monsungebiete!) Das Hochland von Dekan leidet trotz künstlicher Bewässerung sehr unter der Dürre, in deren Gefolge sich dann schreckliche Hungersnöte einstellen, die bei der Dichte der Bevölkerung doppelt verheerend wirken. Auch die Fieber dünste des Gangesdeltas sowie der Biß der giftigen Schlangen und Raubtiere raffen alljährlich Tausende dahin. Der Ackerbau ist die Haupteinnahmequelle und beschäftigt etwa zwei Drittel der Bevölkerung. Die Hauptfrucht, der Reis, gedeiht am besten in den feuchten Niederungen des Ganges (Bengalen, Patna-Reis) und im Indusdelta; ebenda ist auch das Zuckerrohr sehr verbreitet. Weizen baut man im Hochlande von Dekan sowie im Pandschab an. Von den Faserpflanzen liefern die Baumwolle, in Bombay und den mittleren Provinzen gezogen, sowie in neuerer Zeit auch die Jute (Bengalen) der Textilindustrie begehrte Rohstoffe.

5. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 1

1913 - Leipzig : Hahn
A. Im beruflichen Leben. Irr bex Fehrre. Ein <Snbe nahm das leichte Spiel; es naht der Ernst des Lebens. Behalt' im Auge fest dein Ziel, geh keinen Schritt vergebens! 1. Zum Tagewerke. Gehe hin in Gottes Namen, greif dein Werk mit Freuden an; frühe säe deinen Samen; was getan ist, ist getan. Sieh nicht aus nach dem Entfernten; was dir nah' liegt, mußt du tun; säen mußt du, willst du ernten; nur die fleiß'ge Hand wird ruhn. Müßigstehen ist gefährlich, heilsam unverdroßner Fleiß, und es steht dir abends ehrlich an der Stirn des Tages Schweiß. Weißt du auch nicht, was geraten oder was mißlingen mag, folgt doch allen guten Taten Gottes Segen für dich nach. Geh denn hin in Gottes Namen, greif dein Werk mit Freuden an; frühe säe deinen Samen; was getan ist, ist getan. 6pitta. Lesebuch f. Fortbildungsschulen rc. 9. Auflage. 1

6. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 3

1913 - Leipzig : Hahn
3 und dem wir alle seine Wohltaten zuweilen mit schnödem Undank gelohnt hatten. Fest und innig umschloß des Lehrers Hand die meine, und tief blickte er in meine von Tränen überströmenden Augen, als wollte er die Gedanken erraten, die auf dem Grunde des jugendlichen Herzens schlummerten. Wie lange wir so Hand in Hand und Auge in Auge einander gegenübergestanden haben, vermag ich nicht zu sagen. Erst die tiefbewegte Stimme des Lehrers befreite mich von dem Banne, der mich gefesselt hielt, und nie werde ich den Segenswunsch vergessen, den er mir zurief: „Gott bewahre dir dein kindlich dankbares Gemüt und deine reine Seele!" Mir war die Kehle in diesem Augenblicke wie zugeschnürt, und nur ein leises, schluchzendes „Behüt' Sie Gott!" dem Lehrer zurufend, stürmte ich leidenschaftlich erregt zur Türe hinaus. In dieser Stimmung war es mir unmöglich, sofort nach Hause zurück- zukehren und alle die neugierigen Fragen meiner kleinen Geschwister zu beantworten. Ich wandte mich daher nach der entgegengesetzten Seite und schlug einen schmalen, schattigen Pfad ein, der mich zu einem kleinen, von grünem Laubholz umkränzten Waldsee führte. Hier am Ufer des Sees warf ich mich auf das dichte, schwellende Moos des Waldbodens und ließ noch einmal alle die schönen, freudvollen Tage meiner Schulzeit vor meinem geistigen Auge vorüberziehen. Aber nicht nur der so sorglos und friedlich verlebten Vergangenheit gedachte ich in diesem Augenblicke, ich richtete meine Blicke auch in die noch dunkel vor mir liegende Auknnft. M. Ebeltng, Maurerbursche in Neustrelitz. 3. Das Handwerk. Lin Handwerk soll der Bub' nicht treiben; denn dazu ist er viel zu gut. Lr kann so wunderniedlich schreiben, ist so ein feines, junges Blut. Nur ja kein Handwerk — Gott be- wahrel Das gilt ja heute nicht für fein: „Und wenn ich mir's am Munde spare, es muß schon etwas Beff'res sein!" Das ist der wunde Punkt der Zeiten: ein jeder will aufs hohe Pferd; ein jeder will sich nobel kleiden, doch niemand seinen Schneider ehrt. Der Hände Arbeit kam zuschanden der Arbeitsbluse schämt man sich; das rächt sich noch in deutschen Landen, das rächt sich einmal bitterlich. Das Handwerk hat noch gold'nrn Boden, hält es nur mit dem Zeitgeist Schritt, folgt es den Künsten und den Moden, und bringt man Liebe zu ihm mit. wenn Bildung sich und Fleiß ver- mählen und tut der Meister feine Pflicht, mögt ihr es zum Beruf erwählen: es ist das Schlechteste noch nicht. Deutsche Töpferzeituuz. 4. Die Berufswahl. „Für einen Bauer ist er zu schwächlich, wird halt ein Pfarrer oder ein Schneider werden müssen!" Das war das Ergebnis der Be- ratung, die eines Abends über mich in der Stube des Waldbauern abgehalten wurde. Meine Mutter ging zu dem Geistlichen, Hilfe i*

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 27

1913 - Leipzig : Hahn
27 schickte, jedoch ohne Namensunterschrift, dem Wirt in Merken- dort zur vollen Entschädigung drei neue Kronentaler auf der Post. Karl Stöber. 20. Wanderlieder. a. Bleibe nicht am Loden heften. Bleibe nicht am Boden heften, frisch gewagt und frisch hinaus! Kops und Arm mit heitern Kräften, überall sind sie zu Haus. Wo wir uns der Sonne freuen, sind wir jeder Sorg: los; daß wir uns in ihr zerstreuen, darum ist die Welt so groß. Goethe. b. Wandern. Berggipfel erglühen, Waldwipfel erblühen, vom Lenzhauch geschwellt, Zugvogel mit Singen erhebt seine Schwingen: ich fahr’ in die Welt. Mir ist zum Geleite in lichtgoldnem Kleide Frau Sonne bestellt; sie wirft meinen Schatten auf blumige Matten: ich fahr’ in die Welt. Mein Hutschmuck die Kose, mein Lager im Moose, der Himmel mein Zelt I mag lauern und trauern wer will, hinter Mauern: ich fahr’ in die Welt! Victor Ton Scheffel. c. Der frohe Wandersmann. wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt; dem will er seine wunder weisen in Berg und Wald und Strom und Feld. Die Bächlein von den Bergen springen, die Lerchen schwirren hoch vor Lust, was sollt' ich nicht mit ihnen singen aus voller Kehl' und frischer Brust I Den lieben Gott laß ich nur walten, der Bächlein, Lerchen, Wald und Feld und Erd' und Himmel will erhalten, hat auch mein Sach' aufs best' bestellt! Joseph von Eichendorfs. d. Vergiß mir vir Vergiß mir nie das Vaterhaus, wo du auch sei'st im Weltgebraus I Da, wo die erste Liebe blühte, des Lebens Frühling dir erschien, die reinste Freudensonne glühte, dahin laß die Gedanken ziehn! O halt es heilig, dies irdische Haus, und zögst du ans Ende der Welt hinaus! c. Gott Gott grüße dich 1 Kein andrer Gruß gleicht dem an Innigkeit. Gott grüße dich I Kein andrer Gruß paßt so zu aller Zeit. das Vaterhaus. Vergiß mir nie das Vaterhaus da droben überm Weltgebraus! Da wohnt die rechte Vatcrliebe, ein ew'ger Frühling bricht dort an, und fernhin schwindet alles Trübe auf jener lichten Sonnenbahn. O halt es heilig, dies himmlische Haus, das hebt über Zeit und Welt hinaus! Sprüngli. grüße dich. Gott grüße dich 1 wenn dieser Gruß so recht von Herzen geht, gilt bei dem lieben Gott der Gruß so viel als ein Gebet. Julius Sturm.

8. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 7

1913 - Leipzig : Hahn
7 Und dann, als ich nach wechselvollen Jahren am offnen Grabe meiner Kinder stand, da hab' ich, tief erbebend, erst erfahren, was jene Nacht mein Mütterlein empfand. Und Lieb' und Reue, Dank und heißes Sehnen, ich kost' sie täglich, koste sie nicht aus. Wohl bin ich glücklich — aber oft in Tränen denk' ich der letzten Nacht im Vaterhaus. B. Bettmann. 6. Kal des Katers Du wanderst in die Welt hinaus auf dir noch fremden Wegen, doch folgt dir aus dem stillen Haus der treusten Liebe Segen. an seinen Zahn. Nimm auf die Schultern Last und Müh mit frohem Gottvertrauen und lerne, wirkend spät und früh, den eignen Herd dir bauen! Ein Ende nahm das leichte Spiel, es naht der Ernst des Lebens; behalt' im Auge fest dein Ziel, geh keinen Schritt vergebens! Gerader Weg, gerades Wort, so will's dem Mann gebühren: wer sich die Ehre wählt zum Hort, den kann kein Schalk verführen. Und nun ein letzte und eine letzte Bii Hall dich getreu i zu deines Volkes Halt hoch das Haupt, was dir auch droht, und werde nie zum Knechte; brich mit dem Armen gern dein Brot und wahre seine Rechte! Treib nicht mit heil'gen Dingen Spott und ehre fremden Glauben und laß dir deinen Herrn und Gott von keinem Zweifler rauben I Druck der Hand fernen".Land ltte! Julius Sturm. 7. Antritt der Lehre. Wie gern hätte Anton eine lateinische Schule besucht! Prediger wollte er werden, das war sein sehnlichster Wunsch. Aber der mittellose Vater gab ihn zu einem Hutmacher nach Braunschweig in die Lehre. Hier mußte er Holz spalten, Wasser tragen und die Werkstatt auskehren. So unangenehm ihm nun auch im Anfange diese Beschäftigungen waren, so fand er doch schließlich eine Art von Vergnügen daran. Seine Phantasie kam ihm dabei sehr zustatten. Oft war ihm die geräumige Werkstatt mit ihren schwarzen Wänden und dem schauerlichen Dunkel, das des Abends und Morgens nur durch den Schimmer einiger Lampen erhellt wurde, ein Tempel, worin er diente. Des Morgens zündete er unter den großen Kesseln das heilige, be- lebende Feuer an, wodurch nun den Tag über alles in Arbeit und Tätigkeit erhalten und so viele Hände beschäftigt wurden. Er betrachtete dann dieses Geschäft wie eine Art von Amt, dem er in seinen Augen eine gewisse Würde erteilte. Gleich hinter der Werkstatt floß die Oker, auf der ein Vorsprung von

9. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 9

1913 - Leipzig : Hahn
9 zum Schlafengehen war es der Gedanke an die bald bevor- stehende, sehnlichst gewünschte Ruhe, der nun über das Unan- genehme und Mühsame der Arbeit wieder seinen tröstlichen Schimmer verbreitete. Freilich wußte man, daß den folgenden Tag der Kreislauf des Lebens so von vorn wieder anfing. Aber auch diese zu- letzt ermüdende Einförmigkeit im Leben wurde durch die Hoff- nung auf den Sonntag wieder auf eine angenehme Art unter- brochen. Wenn der Reiz des Frühstücks, des Mittag- und des Abendessens nicht mehr hinlänglich war, die Lebens- und Arbeits- lust zu erhalten, dann zählte man, wie lange es noch bis auf den Sonntag war, wo man einen ganzen Tag von der Arbeit feiern und einmal aus der dunkeln Werkstatt vors Tor hinaus in das freie Feld gehen und des Anblicks der freien, offenen Natur genießen konnte. O, welche Reize hat der Sonntag für den Handwerksmann! Er kann es ganz fühlen, was für ein großer, herrlicher, menschenfreundlicher Sinn im dritten Ge- bote liegt! Und wie freute sich Anton auf den Sonntag! Sein Mitlehrling hatte ihm versprochen, ihn künftigen Sonntag mit in die Bruderkirche zu nehmen, deren Prediger ihn oft erschüttert und bewegt habe. Der Sonntag kam heran. Anton stand früher als gewöhnlich auf, verrichtete seine Geschäfte und kleidete sich an. Als ge- läutet wurde, hatte er schon eine Art angenehmen Vorgefühls dessen, was er nun bald hören werde. Man ging zur Kirche. Die Straßen, die nach der Bruderkirche führten, waren voller Menschen, die in Menge hinzueilten. Als die beiden Lehr- linge in die Kirche kamen, konnten sie kaum noch ein Plätzchen der Kanzel gegenüber finden. Die Kirche war ein altes gotisches Gebäude mit dicken Pfeilern, die das hohe Ge- wölbe unterstützten, und ungeheuer langen, bogigen Fenstern, deren Scheiben so bemalt waren, daß sie nur ein schwaches Licht durchschimmern ließen. So war die Kirche schon von Menschen erfüllt, ehe der Gottesdienst noch begann. Es herrschte eine feierliche Stille. Auf einmal ertönte die vollstimmige Orgel, und der ausbrechende Lobgesang einer solchen Menge von Menschen schien das Gewölbe zu erschüttern. Als der letzte Gesang zu Ende ging, waren aller Augen auf die Kanzel ge- heftet , und man bezeigte nicht minder Begierde, den Prediger zu sehen als zu hören. Endlich trat er hervor und kniete auf den untersten Stufen der Kanzel, ehe er hinaufstieg. Dann er- hob er sich wieder, und nun stand er da vor dem versammelten Volke. Er sprach nach Anleitung des Evangeliums gegen Un- gerechtigkeit und Unterdrückung, gegen Üppigkeit und Ver- schwendung. Er erinnerte an die Zeiten des Krieges, an die Belagerung der Stadt, an die allgemeine Gefahr, in der die Not

10. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 35

1913 - Leipzig : Hahn
35 einen Hexenschuß im Kreuz und liegt zu Bette; aber die Herbergsmutter hat auch noch keinem ehrlichen Schusterknecht ein Bein ausgerisien. Kannst fragen, wen du willst, in der Stadt, ob die alte Hambroksche nicht überall einen Stein im Brette hat." „So wollt' ich Euch ganz freundlich angesprochen haben, Frau Mutter," sagte Timmo, indem er sich mit geschlossenen Hacken vor sie hinstellte, den Hut in der Hand und den Ranzen unter dem linken Arm, „von wegen des Handwerks, ob Ihr mich und mein Bündel heute wollet beherbergen, mich auf der Bank und mein Bündel unter der Bank; ich will mich halten nach Handwerks Gebrauch und Gewohnheit, wie es einem ehrlichen Schusterknecht zukommt, mit keuschem Mund und reiner Hand." „Sei willkommen wegen des Handwerks!" sagte die Alte, „lege dein Bündel unter die Bank und deinen Filz auf dem Herrn Vater seinen Tisch; ich will den Altschaffer rufen lassen, daß er dich umschaut." Timmo tat, wie ihm geheißen war, und ruhte sich. Als aber der Altgesell kam, erhob er sich wieder, setzte den Hut auf, ging dem Ein- tretenden entgegen und legte seine linke Hand auf dessen rechte Schulter. Der Altgesell machte es ebenso und fing an: „Hilf Gott, Fremder! — Schuster?" „Stück davon", antwortete Timmo. „Wo streichst du her bei dem staubigen Wetter?" „Immer aus dem Land, das nicht mein ist." „Kommst du geschritten oder geritten?" „Ich komme geritten auf zwei Rappen aus eines guten Meisters Stall. Die Meisterin hat sie mir gesattelt, die Jungfer hat sie mir ge- zäumt, und beschlagen hab' ich sie mir selber." „Worauf bist du ausgesandt?" „Auf ehrbare Beförderung, Zucht und Ehrbarkeit, Handwerks Gebrauch und Gewohnheit." „Wann fängt selbige an?" „Sobald ich meine Lehrjahre ehrlich und treu ausgestanden." „Wann endigt sich selbige?" „Wenn mir der Tod das Herz abbricht." „Was trägst du unter deinem Hut?" „Eine hochlöbliche Weishett." „Was trägst du unter deiner Zunge?" „Eine hochlöbliche Wahrheit." „Was frommt unserem Handwerk?" „Alles, was Gott weiß und ein Schustergeselle." Nun nahmen sie beide den Hut ab, der Altschaffer reichte dem Fremden die Hand und sprach: „Sei willkommen wegen des Handwerks! Wie heißt du? Was ist dein Begehr?" „Ich heiße Timotheus Schneck, bin aus Darmstadt gebürtig und wollte dich gebeten haben, du wollest mir Handwerksgewohnheit wider- fahren lassen und mich umschauen, ist es nicht hier, so ist es anderswo." 3*
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